Milow – Sheriff, Eigenbrödler und Ehrenhund sucht seine Deputys
Der Dobermann-Schäferhund-Mix Milow erblickte im August 2014 das Licht der Welt und gelangte als behördlich Sicherstellung zu uns ins Tierheim.
Als Milow bei uns einzog, kannte er noch nicht viel von der Welt – vermutlich hatte er sie bisher eher vom Balkon aus beobachtet.
Trotz eines holprigen Starts in den Tierheimalltag fand sich der Rüde ein und konnte nach anfänglicher Skepsis eine Beziehung zu seinen Pfleger:innen und Pat:innen aufbauen.
Milow gibt gerne den „harten Hund“ und zeigt sich fremden Menschen gegenüber außerhalb seiner Stube zunächst neutral – manchmal auch skeptisch, wenn sie etwas von ihm wollen. Abhängig von der Sympathie lässt er sich aber durchaus davon überzeugen, dass Streicheleinheiten ganz angenehm sein können (auch wenn er das natürlich niemals zugeben würde, wenn man ihn fragt).
Aufgrund seines bisher reizarmen Lebens braucht er manchmal etwas länger, um neue Eindrücke zu verarbeiten. Draußen erinnert er sich gelegentlich erst auf den zweiten Blick daran, dass er mit einem Menschen unterwegs ist.
In unbekannten Situationen zeigt er sich mitunter unsicher – so fand er es zum Beispiel „hochdramatisch“, als ein großer Kran auf dem Gelände Baumaterial abgeladen hat. Flucht war sein erster Impuls. Mit Geduld, Zuspruch und Rückhalt gelang es ihm jedoch schnell, in eine beobachtende Rolle zu wechseln und die Situation gut zu bewältigen.
Beziehungsarbeit ist bei Milow das A und O.
Er kann sich mit mehreren Menschen arrangieren, binden möchte er sich aber nur an wenige. Hat er erst einmal eine Bezugsperson gefunden, zeigt er sich verschmust, zugewandt und – trotz seines gesetzteren Alters – gelegentlich verspielt.
Den Tierarzt hingegen hat Milow „zum Fressen gern“, weshalb eine sichere Fixierung zwingend erforderlich ist. Seine Bein- bzw. Pfotenregion möchte Milow unangetastet wissen und macht das auch gerne deutlich, in dem er Zähne zeigt.
Hat man Milow das erste Mal an der Leine, braucht man Standfestigkeit. Leinenführigkeit ist für ihn durchaus tagesformabhängig und fällt ihm zeitweise schwer. Mit der richtigen Person kann er aber durchaus ordentlich laufen und sich auch gut orientieren.
Wird Milow von Reizen überflutet, neigt er dazu, in seinem früheren Leben erlernte Verhaltensmuster „abzuspulen“ – oft ist er dann so in seinem eigenen Film versunken, dass der Mensch keine Rolle spielt.
Besteht man jedoch darauf, im Abspann nicht nur als Statist zu erscheinen, sondern als Hauptdarsteller gemeinsam mit unserem „Fledermausöhrchen“, kann man mit Milow viel Freude haben und die Zeit genießen.
Im Hundekontakt zeigt sich Milow souverän und fair-kommunizierend. Er lief bei uns bereits in gemischten Gruppen, bevorzugt aber tendenziell die Gesellschaft von Hündinnen. Die Verträglichkeit ist bei ihm jedoch stets sympathieabhängig und muss im Einzelfall getestet werden.
In Anwesenheit des Menschen kann Milow sozialmotivierte Aggression gegenüber anderen Hunden zeigen. Hat man ihm jedoch klar gemacht, dass das nicht sein Job ist, sondern der Mensch die Verantwortung übernimmt, kann er sich zurücknehmen – auch wenn er innerlich bereit wäre, sofort einzugreifen. Ganz Sheriff eben: „Freund und Helfer“, aber notfalls auch mal der Kneipenschläger.
Rassebedingt findet Milow schnell den An-Knopf – den Aus-Knopf jedoch gelegentlich schwer. Im Haus kann er gut abschalten und liebt es, in seinem Körbchen zu dösen. Draußen hingegen ist er oft aufgeregt und braucht eine ruhige, souveräne Führung.
Für den Hundeplatz ist Milow weder von Wesen noch Alter her geeignet.
Von Formalismus oder blindem Gehorsam ist abzuraten – Milow braucht eine Beziehung auf Augenhöhe, keine Dressur. Nur so kann er bewusst in den Kontakt mit dem Menschen treten, anstatt bloß automatisiert Verhalten abzuspulen.
Wir suchen für Milow erfahrene Hundemenschen, die unseren robusten Rentner nicht verbiegen, sondern annehmen und begleiten, wie er ist – mit all seinen Ecken, Kanten und seinem goldenen Kern.
Wer es schafft, sich in Milows Herz zu schleichen, bekommt einen treuen Freund und Seelengefährten.
Für Milow wäre ein Zuhause ohne viele Treppen ideal. Kinder, Katzen oder Kleintiere sollten nicht im Haushalt leben.
Milow ist gechippt, geimpft und intakt.
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© Tierschutzverein Brandenburg an der Havel e.V.